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Eine Erzählung über die Hüchelner Kirmes
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Über einen Kirmesablauf zu erzählen wie er heute stattfindet erübrigt sich und ist wohl hinreichend bekannt.
Darum zunächst etwas über die Entstehung der Hüchelner Kirmes, mit einer kurzen Einleitung, die mit der Geschichte Hüchelns vieles Gemeinsames hat.
Leider gibt es nur wenige Aufzeichnungen über die Anfänge der Kirmes, was ja auch ein Teil des dörflichen Lebens beinhaltet. Entweder waren die Leute schreibfaul oder die Aufzeichnungen gingen im Laufe der Jahre verloren.
Wie die Kirmes vor 1900 gefeiert wurde, ist somit nicht ganz klar nachzuvollziehen.
Es sollen aber doch einige Anekdoten (Begebenheiten) über das Kirmesgeschehen nach 1900 erzählt werden. Jedoch kommen keine Namen von Personen aus Hücheln, die sich für die Kirmes eingesetzt haben zur Sprache. Alle Hüchelner sind eine Gemeinschaft wo jeder Einzelne sein Bestes für Hücheln gibt.
Es wird allgemein angenommen, dass das Wort Kirmes aus einer Ableitung von Kirchmess oder auch Kirchweihfest entstanden ist. Tatsächlich ist es das Wort „Kehrmess” also die Wiederkehr im Jahreskreis der ersten Kirchmesse nach der Einweihung. In unserem Falle hier die Einweihung der Aegidiuskapelle.
So dann geht´s los. Es war im Jahre 1136 als die Benediktinerpatres der Abtei St. Pantaleon zu Köln in Königsdorf ein Nonnenkloster des gleichen Ordens ins Leben riefen. Dieses Kloster musste, um überlebensfähig zu sein, mit einem Landbesitz ausgestattet werden. Anno 1175 wird dieser Hüchelner Klosterhof (heutiger Baumannshof) in einer Urkunde erwähnt. Es ist die älteste urkundliche Erwähnung von Hücheln überhaupt. Hücheln selbst ist wohl älter, jedoch leider, aber bisher nicht nachweisbar.
Die Nonnen die nun den Hof bewirtschafteten, mussten wie es sich für Nonnen gehört, eine Gebetsstätte haben. So wurde eine Kapelle gebaut und dem hl. Aegidius geweiht und gewidmet.
Wer war Aegidius? * um 640 in Athen in Griechenland  † 1. September 720 (?) in St. Gilles in der Provence (Frankreich)
Aegidius wurde in der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts in Griechenland als Sohn vornehmer Athener geboren. Er verließ Griechenland in Richtung Frankreich, um in der Diözese von Nimes als Einsiedler zu leben. Der Legende nach nährte ihn eine Hirschkuh mit ihrer Milch. Er wurde bei einer Jagd vom Pfeil des Westgotenkönigs Wamba getroffen als dieser versuchte, das Tier zu erlegen. Um seine Schuld zu tilgen, gestattete der Monarch dem Verletzten, nach seiner Genesung ein Kloster zu gründen. Um 680 gründete Aegidius die Benediktinerabtei St. Gilles der er bis zu seinem Tod als Abt vorstand. Seit Kaiser Karl dem Großen (748 – 814) gilt der hl. Aegidius als einer der 14 hl. Nothelfer.
Bauernregel: „Ist Ägidi ein heller Tag / ein schöner Herbst ist angesagt.”
Das älteste Gebäude im Stadtgebiet Frechen ist die Aegidiuskapelle im Baumannshof. Obwohl einige Teile umgebaut, gehen die ältesten Teile der Kapelle bis zur urkundlichen Erwähnung zurück. Die ursprüngliche Kapelle ist somit älter als der Kölner Dom. (Die Grundsteinlegung für den gotischen Dom zu Köln war 1248.)
Hücheln war über lange Zeit ein Wallfahrtsort. In der Kirmeswoche (1.Woche im September) kamen zahlreiche Pilger zum heiligen Aegidius, der am 1. September seinen Gedenktag hat, nach Hücheln. Noch bis zum 1. Weltkriege kamen diese Pilger in größeren und kleineren Gruppen um des hl. Aegidius zu gedenken. Aus dieser frühen Pilgerzeit ist die Hüchelner Kirmes entstanden. In welcher Form und Aufmachung die Hüchelner Kirmes damals gestaltet wurde, ist uns leider nicht überliefert worden.  
Sehr wahrscheinlich wurde das Fest von allen Hüchelner gestaltet. Denn über eine Vereinigung in welcher Form auch immer, ist ebenso nichts bekannt.
Ab 1794 wurden die Hüchelner für 20 Jahre Franzosen. Napoleon marschierte mit seinen Besatzungstruppen ins Rheinland ein. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hatte sein Ende und Kaiser Franz II. musste abdanken. Die deutschen Fürstentümer organisierten 1814/15 einen Befreiungskampf gegen Napoleon. Die Franzosen wurden vertrieben. Dieser Befreiungskampf förderte das deutsche Nationalgefühl, bis hin zum Aufstieg Preußens zum Deutschen Reich. Aus dieser Zeit und danach entstanden vielerorts Kriegervereine. So auch in Hücheln.
Dieser Hüchelner Kriegerverein gestaltete wahrscheinlich zunächst die Kirmes als Verein. Um die Jahrhundertwende 1899 gründete sich ein Wohltätigkeitsverein, der dann 1924 im Kapellenbauverein aufging. Es gründete sich der Theaterverein „Frohsinn Hücheln” und schließlich im Mai 1902 der Junggesellenverein „Freundschaft” Hücheln. Die Kirmes wurde nun von diesen Vereinen gemeinsam durchgeführt.
Diese begann am 1. Sonntag im September mit dem Hochamt in der Aegidiuskapelle. Zuerst gingen die Kinder in die Kapelle, dann die Frauen. Die Männer blieben draußen stehen. Doch auch draußen bei den Männern herrschte absolute Ruhe während der Messe. Auch das Rauchen wurde eingestellt.
Ab ca. 1950 war dann die Notkapelle neben dem Saal vom Winandshof fertig. (Heute gibt es die Notkapelle nicht mehr.) Hier passten dann alle hinein. Keiner brauchte mehr draußen stehen. In der Predigt bemerkte dann der Pfarrer, er hätte nun genug Hosenknöpfe bei der Kollekte erhalten. Er könnte jetzt Nähgarn gebrauchen. (zum annähen der Knöpfe)
Anschließend ging es gemeinsam zum Ehrenfriedhof (heutiges Ehrenmal) zur Kranzniederlegung. Der Ehrenfriedhof wurde am 15.07.1921 eingeweiht. Das Donatus-Kreuz von 1785 wurde als Wegekreuz in die Umfassungsmauer eingelassen. Dieses Kreuz steht heute noch am Ehrenmal.
Der Lappenmann oder auch Zachhäus personifizierte die Kirmes und wurde am ehemaligen „Schofgraben” dem Graben am Baumannshof, in dem die alten Hüchelner das Schof = Stroh verbrannten auf dem ihre Toten gelegen haben, sinngemäß ausgegraben und mit Feuerwasser aus der Taufe gehoben.
Nachdem er bekannt gab, wie lange die Kirmes dauern sollte, wurde er mit Musik und dicker Trumm auf einer Schubkarre durchs Dorf gefahren.
An der Hüchelner Brauerei wurde Rast gemacht und eingekehrt, um schließlich dann weiter im Saal vom „Gasthof zur Krone” (ab 1960 Gaststätte “Winandshof”) zünftig zu feiern. Zu dieser Zeit dauerte die Kirmes von Sonntag bis Mittwoch. Jeder Verein hatte seinen Tag zum Feiern. Der Theaterverein gab seine Vorstellung. Die Schútzen und Krieger ermittelten den Schützenkönig. Und die Junggesellen den Hahnenkönig. Die Musikkapelle Koch spielte viele Jahre zu allen Kirmestagen. Viele der Musiker gingen erst gar nicht nach Hause, sondern verbrachten die Kirmestage in Hücheln, wo sie kurzerhand einquartiert wurden. So war es auch nicht verwunderlich, wenn nicht immer die richtigen Töne aus der Trompete kamen. Des Weiteren begleitete das Tambourcorps Billotin über viele Jahre die Kirmes. So zog am Kirmessonntag dieses Tambourcorps um 06:00 Uhr durch den Ort um alle Einwohner zu wecken.
1926 gründete sich die Schützengilde Hücheln. Den Kriegerverein gab es nun nicht mehr. Viele der alten Veteranen traten der Schützengilde bei.
Im Laufe der Jahre lösten sich immer mehr Vereine auf, oder wollten die Verantwortung der Hüchelner Kirmes nicht mehr mittragen.
1958 war eine Umbenennung des Junggesellenvereins aus Mangel an Junggesellen notwendig. Auf der Jahreshauptversammlung 1960 wurde diese Umbenennung vollzogen. Aus Junggesellenverein wurde der Geselligkeitsverein. Fortan konnten auch die verheirateten Mitglieder Vorstandsposten übernehmen, was die alte Satzung nicht zugelassen hatte.
Nach 1960 gab dann die Schützengilde die Verantwortung ab und feierte ihr Schützenfest mit Ermittlung des Schützenkönigs zwar noch in der Kirmeswoche, doch unter eigener Regie und Verantwortung. Der Geselligkeitsverein Freundschaft Hücheln war von nun an und ist bis heute der alleinige Ausrichter der Hüchelner Kirmes.
Nun war es so, dass die damaligen Junggesellen nicht viel Geld hatten. Mit einem Akkordeon (Quetschebüggel) zur musikalischen Unterstützung und das man schon von Drinnen gehört wurde, ging es von Haus zu Haus um für die Kirmes zu kötten (sammeln), damit ein würdiges Fest veranstaltet werden konnte. Vor allem war man scharf auf Ess- und Trinkbares. Hühner für eine kräftige Suppe wurden gerne angenommen. Auch so manche Flasche Selbstgebrannter wechselte den Besitzer.
Ein Brauch der bis zum heutigen Tag erhalten ist. So musste auch ein Hahn besorgt werden, welcher am letzten Tag der Kirmes zum Köppen und ermitteln des Hahnenkönigs gebraucht wurde. Der Hahn wurde anschließend verzehrt. Im Übrigen, und das ist wichtig hier zu erwähnen, wurde in Húcheln noch nie auf einen lebenden Hahn geschlagen.
Es gibt zwei Überlieferungen warum der Hahn geköpft wurde und immer noch wird. Zum einen wird erzählt, dieser Brauch stamme aus der Zeit der Franzosen. Da der Hahn das Wappentier der Franzosen ist, hat man, um den Franzosen eins auszuwischen den Hahn öffentlich zur Schau für alle geköpft, um so einen eigenen König zu haben. Zum anderen wird erzählt, man wollte sich für die gute Ernte bedanken und brachte so ein Opfertier dar. Welche Überlieferung nun die Richtige ist, mag jeder für sich entscheiden, denn beide sind glaubwürdig.
Derjenige, der es schafft mit verbundenen Augen und einem stumpfen Messer einem toten Hahn den Kopf abzuschlagen, ist Hahnenkönig. Dafür hängt der Hahn kopfüber in einem nach unten offenen Eimer. Der Eimer ist an einem beweglichen Seil befestigt. Jedes berechtigte Vereinsmitglied hat pro Runde drei Schläge.
Da das liebe Geld immer knapp war wurde, obwohl verboten, Knolli Brandi (Schnaps aus Zuckerrüben) gebrannt. Zur Kirmes lag dann am Ortseingang eine Fuhre Zuckerrüben vom Baumannshof gestiftet. Jeder im Ort der irgendwo eine Brennmaschine versteckt hatte, holte sich dort die „Knollen” um seinen Knolli Brandi herzustellen. So hatte auch jeder sein eigenes Rezept. Manch einer hat dann auch die Kirmes, vom vielen probieren, nur noch im Vollrausch erlebt
Es wurden Unmengen von Kuchen gebacken, meistens Prumetat (Pflaumenkuchen) und Appeltat (Apfelkuchen). Ziegen, Böckchen, Hasen und sonstiges Getier wurde geschlachtet. Die alten Fachwerkhäuser bekamen einen neuen Anstrich. Sie wurden mit Kalkfarbe in der ein Schuss Blö beigemischt wurde angestrichen. (Blö = blaue Farbe, damit die Kalkfarbe frischer aussah) Schließlich war die Kirmes das größte Fest im Dorf, wobei die vielen Besucher ein schönes Dorf vorfinden und gut bewirtet werden sollten.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde, wie Vielerorts auch, der Saal in Hücheln von Flüchtlingen belegt. Es sollte aber nach den langen Kriegswirren wieder Kirmes gefeiert werden. Die Kirmes war gefährdet! Wo feiern, oder wohin mit den Flüchtlingen? Nach gutem Zureden und naturellen Zuwendungen waren diese Menschen bereit, in die Feldscheune vom Winandshof für die Tage der Kirmes umzuziehen. Welche Überzeugungskraft müssen damals die Verantwortlichen der Kirmes gehabt haben? Die Kirmes konnte gefeiert werden.
Wie schon erwähnt, wurde die Kirmes zunächst im alten Saal vom Winandshof gefeiert. Das Bild zeigt die letzte Kirmes im alten Saal. Am anderen Tag wurde der Saal abgerissen.
Nach dem Abbruch des Saales 1962 musste ein Zelt her. Dieses Zelt hat im Laufe der Zeit mehrmals den Standort gewechselt. Es stand schon auf dem Gelände der jetzigen Kampfschule. Auf dem alten Schulhof in Hücheln. (Ecke Aegidiusstraße / Würzgarten) Oder auf dem Feld am Ortsausgang am Kaskadenweg. Seit 1969 wird nun im Festzelt auf dem Parkplatz Ecke Kirchenkamp/ Halfmannstraße gefeiert.
So wie wir die Kirmes heute kennen und feiern, so wurde die Kirmes in den letzten Jahrzehnten schon immer gefeiert. Sicher haben modernere Einflüsse und Gedanken die Kirmes etwas anders gestalten lassen, dennoch ist der Ursprung und Charakter der Kirmes erhalten geblieben. Selbst durch Verordnungen und Gesetze sowie das Verbot einen toten Hahn zu köpfen, konnte die Kirmes keinen Abbruch erleiden. Seit 2003 darf in Nordrhein-Westfalen nur noch auf eine Attrappe geschlagen werden. Ein Gesetz, was eine Minderheit erzwungen hat.
Dank der Nonnen und des hl. Aegidius, sowie all unseren Vorfahren die sich für die Kirmes eingesetzt haben, wird jedes Jahr am ersten Wochenende im September Kirmes gefeiert.
Donnerstag wird das Dorf mit Fahnen geschmückt. Samstag: 20:00 Uhr Großer Eröffnungsball. Sonntag: 09:30 Uhr hl. Messe in St Ulrich/Aegidius, danach Gang zum Ehrenmal und Lappenmann abholen, anschließend Frühschoppen im Festzelt. Montag: 11:00 Uhr Dorfrundgang von Haus zu Haus zum Sammeln, 16:00 Uhr Kinderbelustigung im Festzelt, 18:00 Uhr Hahnenköppen Dienstag: 10:00 Uhr Gedenken an unsere Verstorbenen Mitglieder mit Frühstück im Festzelt 20:00 Uhr Abholen des Hahnenkönigs mit Feuerwerk, Lappenmannverbrennung an d´r Pump, Krönungsball im Festzelt.
Der GV „Freundschaft” Hücheln 1902 e.V. hat eine große Verantwortung übernommen, dieses schöne alte traditionelle Fest zur Wiederkehr der Kirchweihe jedes Jahr immer wieder zu gestalten. Jedoch trägt auch jeder Besucher sein persönliches kleines Stück an Tradition zum Erhalt der Kirmes bei. Darum auf zur Kirmes, wenn es wieder heißt, „KIRMES in HÜCHELN” Ihr Wolfgang Schmiedchen vom huecheln-online Team
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